Stakeholder Workshop #1

Kurzprotokoll zum ersten Stakeholder Workshop

Das ReTour-Projekt-Team begrüßte am 14. Jänner 2019 ab 13.30 Uhr eine Gruppe von 19 ExpertInnen zum ersten Stakeholder Workshop im Wien. Im Zentrum dieses ersten Treffens standen eine Vorstellung des Projekts ReTour, die Konstituierung der Stakeholdergruppe und ein World-Café, in dessen Rahmen eine Serie von grundlegenden Fragen (siehe unten) diskutiert wurden.
Eingangs wurden von Dr. Robert Sposato das Projekt, die Forschungsfragen und insbesondere die Arbeitspakete kurz vorgestellt. Darauf folgte Herr Dr. Thomas Schauppenlehner mit einer Präsentation der ersten Arbeitsfortschritte und Entwürfe der Reallabore. Im Anschluss darauf und als letzter Teil der Präsentation stellte Herr Dr. Sposato nochmals das für das Projekt zentrale Konstrukt der sozialen Akzeptanz vor.
Im interaktiven Teil der Veranstaltung widmete sich Herr Dr. Patrick Scherhaufer der Rolle der Stakeholder und erklärte Rahmenbedingungen und Ziele der Beteiligung.  Zentraler Bestandteil des Workshops bildete ein sogenanntes World Café, wo im Rahmen von drei Tischgruppen und Gesprächsrunden zu je ca. 20 Minuten folgende Fragen diskutiert wurden:

  • Tisch 1: Welchen Einfluss haben PV- und Windkraft-Großinfrastrukturprojekte in Tourismusregionen?
  • Tisch 2: Wie können die Ausbauziele für erneuerbare Energieträger und das Landschaftsbild in Tourismusregionen vereinbart werden?
  • Tisch 3: Wie sollen geregelte, gerechte und transparente Planungs- und Entscheidungsverfahren in Tourismusregionen aussehen?

An den einzelnen vom Projektteam moderierten Tischen wurde äußerst rege diskutiert und die wichtigsten Ideen und Gedanken auf Tischdecken (Flipcharts) schriftlich festgehalten. Bilder dieser beschreibbaren Tischdecken können sie in der beigefügten Galerie sehen. Ein Langfassung des Protokolls aller Tische können Sie hier herunterladen. Eine Auswahl der besprochenen Themen und Konfliktfelder soll hier kurz skizziert werden:

Definition einer Tourismusregion
Die Fragen was eine Tourismusregion ist, welcher Tourismus gemeint ist, wem Tourismusregionen gehören und welche Art von TouristInnen betrachtet werden sollten, werden vom Projektteam als Vorgabe für eine klare Definition bzw. Klassifikation aufgenommen.

Die Chancen und Hürden der BürgerInnenbeteiligung
Immer wieder wird die Schwierigkeit einer richtigen und zeitgerechten BürgerInnenbeteiligung unterstrichen. Wann, in welchem Format, auf welcher Ebene und unter wessen Verantwortung soll diese stattfinden? Auf der einen Seite steht das Bemühen BürgerInnen zu informieren, ihnen einen Gestaltungsspielraum zuzugestehen, auf der anderen die Realität von sehr oft wenig veränderbaren Realisierungskontexten und Kostenfragen. Im Rahmen dieser Diskussion fallen Schlagwörter wie überregionale Zonierung, strategische Umweltprüfung und Planungssicherheit.

PV-Dachanlagen
Bei der Frage der für das Projekt im Fokus liegenden PV-Freiflächenanlagen wir von Seiten der Stakeholder mehrmals betont, dass auch Dachanlagen beachtet werden sollten. Der Unterschied zwischen Freiflächenanlagen und Dachanlagen sei mit Hinblick auf die zu erwartende Akzeptanz ein mitunter wichtiges Kriterium. Nicht zuletzt weil der Bau auf bestehender Infrastruktur einen wesentlich geringeren Flächenverbrauch und damit geringeren Einfluss auf das Landschaftsbild verursacht.

Verfügbare und geprägte Räume
Die Unterscheidung von Regionen auf Basis der dort bereits bestehenden Nutzung der Landschaft wird als ein wichtiger Aspekt mehrmals diskutiert. In diesem Zusammenhang werden technisch und anthropogen geprägte Räume unterschieden und auch von traditioneller und nicht-traditioneller Nutzung gesprochen. Grundsätzlich wäre es zu vermeiden, in unberührte Landschaften vorzudringen.

Jung und Alt
Mehrmals kommt das Thema Alter und die damit einhergehenden Unterschiede in der Wahrnehmung und Akzeptanz von erneuerbaren Energietechnologien auf.

Umwelt vs. Klimaschutz
Immer wieder findet der Konflikt bzw. die Schwierigkeit der Vermittlung zwischen den Zielen des Umwelt- und des Klimaschutzes Erwähnung. Die Notwendigkeit der Erreichung von Klimazielen und der damit geforderte Ausbau von erneuerbaren Energietechnologien müssten klarer kommuniziert werden.

In einer Abschlussrunde wurden die Workshop TeilnehmerInnen dann noch gebeten ein abschließendes Statement, eine Beobachtung o.ä. festzuhalten. An dieser Stelle wurde unter anderem festgestellt, dass die gesamte Forschungsfrage in einem Wertewandel eingebettet ist, der insbesondere bei der jüngeren Generation sichtbar werde. Darüber hinaus wurde auch auf die Wichtigkeit der Definition von Kernbegriffen hingewiesen und der oftmals negativ konnotierte Sprachgebrauch rund um erneuerbare Energietechnologien kritisiert. Die Wichtigkeit von Identität und Kontinuität und deren Verbindung zum Landschaftsbild wurden unterstrichen und politische Maßnahmen zur Ausweisung von geeigneten Flächen eingefordert. Der erste Stakeholder Workshop klang dann bei Kaffee und Kuchen und informellen Gesprächen zwischen allen Anwesenden aus.

Abschließend hier noch ein paar fotografische Eindrücke von diesem ersten Stakeholder Workshop